Franz Reingruber

Elektromonteur. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1921    † 1943

 

Lebenslauf

Franz Reingruber wurde am 25.9.1921 in Wien geboren. Er arbeitete als Elektromonteur. Als er sieben Jahre alt war, starb sein Vater bei einem Arbeitsunfall. Nach Beendigung der Lehre 1940 war er bei der Lufthansa am Asperner Flugplatz tätig.

Funktionär des kommunistischen Jugendverbandes

Franz Reingruber war Funktionär des kommunistischen Jugendverbandes. Er trat der Hitler-Jugend bei, um Zersetzungsarbeit zu leisten und war bald Führer einer Gefolgschaft.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 9. 7. 1941 wurde Franz Reingruber verhaftet und am 23. 9. 1943 in Krems gemeinsam mit Johann Neubauer, Bruno Morawitz und Anton Mayer (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 22.10.1943 wurde er im Landesgericht I in Wien hingerichtet.

Aus dem Urteil

„Der Angeklagte war seit 1938 mit dem Kommunisten Leopold Kellner bekannt und lernte durch diesen auch dessen Bruder Anton Kellner kennen. Er schloss sich an Anton Kellner an und wurde von diesem im kommunistischen Sinne geschult. Anton Kellner veranlasst ihn, auch die ihm unterstellten HJ-Angehörigen im kommunistischen Sinne zu beeinflussen und zu zersetzen.“

In seinem aus der Haft geschmuggelten Tagebuch ist zu lesen

„Diese gegen uns angewandte Brutalität und Barbarei war mehr als Hohn sprechend und verwerflich, ein Zeichen der inneren Angst der unaufhaltsamen Vernichtung des Faschismus.“

In einem Brief an seine Mutter (8. 5. 1943) heißt es (Auszug)

"...Ich konnte nicht zusehen, wie man die Völker auf die Schlachtfelder schickte, sie gegeneinander aufhetzte, bis sie sich unter dem Druck der Gewehre zerfleischten. Mein Herz wollte mir zerspringen, wenn ich zusah, wie Hunderttausende Menschenleben und Familien zerstört wurden. Und in diesem Leid war mein Leben null und nichtig geworden. Es beherrscht mich nur ein Gedanke: Kampf gegen den Krieg und Kampf gegen seine Urheber..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1432. Wiener Stern Verlag 2016

In diesen kahlen Mauern

Von Franz Reingruber, undatiert

"Hier müssen wir hausen, in diesen kahlen Mauern,
Wir Arbeiter aus Fabriken und Zechen.
Nur Hunger und furchtbare Not uns umlauern,
Doch kann uns das alles nicht brechen.
Manch Jahre ertragen wir ohn Unterlass,
Das härteste Geschick, welches der Feind uns erdacht.
Doch hat er die Flamme und den unendlichen Hass
Gegen ihn, in unseren Herzen nur noch stärker entfacht.

Sie können uns wohl quälen, doch die frohe Gewissheit,
Unseren Mut und den festen Glauben
An eine strahlende Zukunft, an eine bessere Zeit,
Den können sie uns doch nicht rauben.
Aber wenn einst im Osten die leuchtenden Strahlen
Durch den Nebel ihre Bahn sich brechen,
Dann wollen wir dieser Braven, die jetzt gefallen,
Gedenken und sie tausendfach rächen!"

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1452. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenktafel

Eine von der KPÖ gestiftete Gedenktafel in Wien 10 (Randhartingerstraße 14) erinnert an ihn.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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